30 Jahre Stadlchor

Der Kosbacher Stad’l Chor Erlangen feierte 2014 sein 30-jähriges Jubiläum.

Der Jubiläumschor

Im Vorfeld unseres Jubiläums stellte sich die Frage: Wollen wir das 30-jährige Bestehen unseres Chores mit einem Konzert feiern oder wollen wir uns nur einen schönen internen Tag machen? Man entschied sich fürs „Feiern“, was natürlich viel Arbeit mit sich brachte – weitaus mehr, als man eigentlich dachte!

Dank aller Arbeit und Mühe vieler Beteiligter (vor allem: 2. Vorstand Charlotte Weber mit Unterstützung von Hanne Schaufler, Vorstand Eckhard Dorniak, Paul Bretting, der Mann der alles kann, Kassiererin Jutta Bauer-Sittinger und unsere Frauenchörchen-Organisatorin Heidi Bischoff) war diese Jubiläums-Feier letztendlich das Beste, was wir tun konnten. Das meinte wohl auch Petrus, der uns warmes sonniges Herbstwetter bescherte

Am Freitag, 3.Oktober, boten wir ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Konzert unter der Gesamtleitung von Knut-Wulf Gradert, das auch bestens besucht war.

Singekreis Ziegenhainer Tal

.

Wir haben bewusst den Tag der Deutschen Einheit gewählt, denn wir wollten dieses Jubiläum unbedingt zusammen mit unserem Partnerchor „Singekreis Ziegenhainer Tal“ aus Jena begehen, die unser Jubiläums-Konzert mit eigenen Beiträgen unter der Chorleitung von Dorothea Hultzsch bereichert haben.

.

.

Frauenchörchen

Zum Programm gehörten auch – wie angekündigt – ein bezauberndes Frauenchörchen unter der Leitung von Heidi Bischoff: Damen in Kostümen, wie das Frauenchörchen vielleicht in 10 oder 15 Jahren aussehen könnte, manche bereits mit dem Rollator. Sie sangen davon, wie schön es doch sei im Chor, aber ein Likörchen nach dem Chörchen bringe die Damen erst richtig in Schwung!! Eine kesse und hochgeschürzte Serveuse brachte den Damen dann jeweils das flüssige Lebenselixier: das Publikum war begeistert!

Der Singekreis Ziegenhainer Tal präsentierte sich mit „Ridum, ridum“ – einem Stück aus Island, bei dem Lied „La Cucaracha“ tanzten manche Zuschauer im hinteren Teil des Saales mit und – als Zugabe: „Have a nice day“; mit herzlichem Applaus wurden unsere Ziegenhainer bedacht.

Stadl Harmonists

.

Unsere Stad’l-Harmonists unter der Leitung von Knut-Wulf Gradert rundeten den gesanglichen Ablauf mit zwei augenzwinkernd-ironischen und einem sehr nachdenklich stimmenden Lied ab.

.

.

.

Das Publikum singt

Des Tages der Deutschen Einheit gedenkend sangen die beiden Chöre, verfasst von Berthold Brecht und Kurt Eisler:

„Anmut sparet nicht noch Mühe, Leidenschaft nicht noch Verstand, dass ein gutes Deutschland blühe, wie ein andres gutes Land. Dass die Völker nicht erbleichen wie vor einer Räuberin, sondern ihre Hände reichen uns wie andern Völkern hin. …“

Einen emotionalen Abschluss bildete die mit dem gesamten Publikum gemeinsam gesungene Deutschlandhymne.

Die Bewirtung der Gaststätte Polster war sehr gut, wohlschmeckend und reichlich! Der Nachtisch, zubereitet von den Chorsängern(innen), die keine Übernachtungsgäste zu bewirten hatten, war überaus reichhaltig und lecker. Die Torte von Lydia Gradert mit der Aufschrift: „25 Jahre – Mauer – Freiheit“ hat in Worten und Geschmacksintensität widerspiegelt, was unsere Freundschaft mit unserem Partnerchor aus Jena kennzeichnet!

Jubilare

Zu unseren Ehrengästen zählte neben der Stad‘l-Vorstandschaft und den nicht mehr aktiven Sängern/Sängerinnen u.a. auch der 1. Vorsitzende der Sängergruppe Erlangen Herbert Hübner mit seiner Gattin. Er hatte die ehrenvolle Aufgabe, unsere Chorjubilare zu ehren und ihnen die Sängerurkunde zu übergeben. Zu den Jubilaren gehörten: Brigitte Schlederer für 10-jähriges -, Elisabeth Nendel und Jutta Bauer-Sittinger für 25-jähriges – und Adam Franz für 40-jähriges Singen. Die Jubilare wurden gebührend geehrt und bekamen von unserem Vorstand Eckhard Dorniak die jeweiligen Ehrennadeln in Bronze, Silber, bzw. Gold angeheftet.

Das erinnerungsträchtige Jubiläum zog sich bis spät nach Mitternacht hin, mit Klavier- und Gesangsbeiträgen, mit Menschen- und Völker-verbindenden Gesprächen und zuletzt mit altbekannten und lange nicht mehr gehörten Beiträgen unseres Jenaer Sangesbruder Erhard. Nach vielen Jahren durften wir wieder einmal zu fortgeschrittener Stunde das „Violinkonzert“ und von seiner Gitarre begleitet den „Nowak“ mit ihm gemeinsam singen: es hat total Spaß gemacht!! – Danke, Erhard!

Am nächsten Tag, Samstag, 4. Oktober, hatten wir eine ganz besonders schöne Stadtführung in Erlangen. Um 11.00 Uhr erwartete uns Rolf Steidel am Hugenottenbrunnen im Schlossgarten und schlüpfte flugs in das Gewand und in die Identität des Markgrafen Christian Ernst (*1644 +1712). Er erzählte von den Tausenden Hugenotten, die von seinem Kollegen Ludwig XIV durch dessen grauenhafte Verordnungen (1685) nach und nach vertrieben wurden; der wollte sie nämlich aus seinem katholischen Frankreich loswerden. – Schon von weitem hörte man plötzlich den Königlichen Herold, der durch den Schlossgarten patrouillierte und auf seine Landsknechtstrommel schlug, um dann diese haarsträubenden Verordnungen kundzutun (eine überaus nette schauspielerische Einlage von unserem Chorleiter Knut-Wulf Gradert als Herold).

Stadtführung mit Rolf Steidel

Unser Markgraf hatte die Idee, die Zuflucht-suchenden Hugenotten nach Erlangen zu holen und mit ihnen eine neue barocke Planstadt zu bauen: Christian Erlang (so nach ihm benannt von 1701 bis 1812). Somit ist Erlangen die erste Stadt in Europa, die auf dem Reißbrett entstand! Uns wurden aber auch die bedauerlichen Veränderungen der einst so schönen barocken Stadtanlage ins Bewusstsein gebracht, die man heute vielerorts sieht (z.B. (Heuwaagstraße und Ecke Hugenottenplatz).

Nun erzählte der Markgraf anschaulich und ausdrucksvoll von den Problemen der alteingesessenen Erlanger mit dem fremden Volk. Darüber durften wir dann in der Ende des 17 Jahrhundert erbauten Hugenottenkirche eine Mundartszene erleben. Zwei typische Erlangerinnen aus der damaligen Zeit, Moarri (Elisabeth Schuster) als ehrwürdige, fleißige Bäuerin, „die grod vom Holzholn kummt“ und Betti (Liesl Poser) als feinere Dame, „die a bissla auf sich schaut“, zeigten in fränkischem Dialekt die Konflikte auf, die sich aus der Einquartierung der Hugenotten ergeben haben. Ein köstlicher Schlagabtausch, der nur so strotzte von französischen Wörtern, die ins Fränkische übernommen wurden: „Des is a Bagage“, „die hom a Maramma“, „etz brauch i an Potschamber“ usw.

Drei Hugenottenfrauen

Wir kamen in der Kirche aber auch in den Genuss eines Spiels auf einem Bass-Krummhorn (aus der Renaissancezeit), das unser Rolf wunderbar ertönen ließ. Er sang uns auch zwei Lieder: „Gott, höre mein Gebet, ach höre“ (Beispiel für die Verfolgung der Hugenotten vor dem Edikt von Nantes 1585) und „Mein ganzes Herz erhebet sich“ (freudiger Psalmtext, gesungen anlässlich des 1. Gottesdienstes in der reformierten Kirche am Hugenottenplatz).

Von unser Chorbruder George Mills hörten wir einen Psalm in französischer Sprache. Als Abschluss spielte unser Chorleiter auf der Orgel eine Fuge von Pachelbel, die in dem schlicht gestalteten Innenraum der Kirche sehr eindrucksvoll klang.

Beim anschließenden – ausgesprochen wohlschmeckenden – Mittagessen von der Gaststätte Polster in der Stad’l-Halle hatten wir nochmals ausgiebig Gelegenheit, uns auszutauschen und mit unseren Freunden vom „Singekreis Ziegenhainer Tal“ die beiden gemeinsam verbrachten Tage Revue passieren zu lassen und Pläne fürs nächste Treffen zu schmieden, denn im Jahr 2015 verbindet uns eine 25-jährige Freundschaft!

Es gab noch Kaffee und Kuchen, der vom Nachtischbuffet des Vortages übrig war. Dann verabschiedeten wir unsere Gäste aus Jena und sangen gemeinsam das Lied: „Als Freunde kamen wir, als Freunde gehen wir“. Zuletzt bildeten wir vorm Stad‘l unsere schon zur Gewohnheit gewordene „Verabschiedungs-Schlange“, in der jeder Gelegenheit hat, jedem Lebe Wohl und Auf Wiedersehn zu sagen.

Der Erlös der Spendensammlung nach dem Konzert war erfreulich. Sehr großzügige Zuschüsse zu unserem Jubiläum erhielten wir von der Raiffeisenbank Büchenbach und von der Stadtsparkasse Erlangen, Zweigstelle Büchenbach. Auch der Stad’l-Verein hat mit einer Geldspende an seinen Chor gedacht, die der Vorstand Klaus Six im Rahmen des Konzertes mit lobenden Worten überreichte. Die Firma Kitzmann spendierte zwei Fässer Bier und zuletzt sei auch die Blumenwerkstatt erwähnt, die uns unseren Blumen-Tischschmuck zu einem sehr guten Preis überlassen hat. Herzlichen Dank auch unserem Ehrenmitglied Georg Schreiber, der Familie Gulden und Gundi Kaa für die gut bestücken „Kuverts“. Wir wollen hier auch unsere ehemaligen Mitsängerin Ulrike Wiese nennen, die während des Konzertes fotografierte.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen – auch bei den nicht genannten Spendern! – die die uns so toll unterstützt haben, ganz, ganz herzlich bedanken!